Oles Blog über Entdecker und Helden


Hallo! Ich bin Ole, und das hier ist mein Blog.

Mission mit Schwein ist nämlich meine Geschichte. Die Geschichte, wie ich ein Held
geworden bin, zusammen mit meinen Freunden India und Patrick. Und natürlich mit Opa.
Ein Held zu werden, ist gar nicht einfach. Ich hätte es fast nicht geschafft. Aber Opa hat
mir immer aus unserem Lieblingsbuch vorgelesen, dem über die großen Entdecker. Daher
wusste ich, was mich erwartet. Bei so einem Abenteuer muss man echt mit allem rechnen.
Entdecker müssen furchtbare Qualen überstehen. Hunger, Durst und eingefrorene Zehen.
Und manchmal warten am Ende sogar Kannibalen auf sie.

Einige meiner Vorbilder stelle ich Euch hier vor. Schaut doch mal
rein und schreibt mir, was Ihr denkt.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch

Euer Ole

Mittwoch, 3. Juli 2013

Maria Sibylla Merian, die Schmetterlingsforscherin

Vor 350 Jahren glaubten die Leute wirklich komische Dinge. Sie hielten harmlose Insekten für Teufelszeug. Sie glaubten an Hexen, die sich in Schmetterlinge verwandeln, um Butter und Sahne zu stehlen. Und wenn von einer Frau behauptet wurde, sie sei eine Hexe, wurde sie oft verbrannt. Trotzdem beschloss Maria Sibylla Merian ausgerechnet zur Zeit der übelsten Hexenverfolgung Insekten zu sammeln, um sie zu malen und zu beobachten. Sie war damals elf oder zwölf Jahre alt. Sie sammelte alle Raupen, die sie finden konnte und hielt sie auf dem Dachboden vor ihrer Mutter versteckt. Dort hatte sie unzählige kleine Schachteln, in denen Raupen, Kokons und Schmetterlinge lebten. In ihrem Versteck muss es ausgesehen haben wie in einer Hexenküche. Aber sie hatte Glück. Sie wurde weder verbrannt noch sonst umgebracht, sondern eine bekannte Schmetterlingsforscherin.

Maria Sibylla Merian, 1679 gemalt von Jacob Marrel, (c) Kunstmuseum Basel, Foto: Martin Bühler


Die Hexenverfolgung hat gerade ihren Höhepunkt erreicht. Im ganzen Land lodern noch die Scheiterhaufen, als Maria Sibylle Merian 1647 in Frankfurt am Main geboren wird. Maria Merian malt für ihr Leben gern, besonders Blumen. Das ist vielleicht nicht ungewöhnlich, denn ihrem Vater gehört ein Verlag, der wunderschöne Bildbände druckt. Aber ihr Vater stirbt, als sie noch sehr klein ist.

So wie sie es bestimmt in den Büchern ihres Vaters gesehen hat, verziert sie die Blumen mit Insekten. Ich finde das ziemlich komisch, dass man Insekten als Dekoration schön fand, obwohl man sie in der Natur für widerliches Teufelszeug hielt. Aber so war das eben. Deswegen besorgt sich Maria Merian als Malvorlage ein paar Seidenraupen, die sie zuhause mit Maulbeerblättern füttert. Dabei beobachtet sie, wie sich die Raupen verpuppen und zu braunen Schmetterlingen werden. Das macht sie neugierig. Sie fängt an, auch andere Raupen zu sammeln, alle die sie finden kann. Ihre Mutter findet das gar nicht gut. Einerseits möchte sie, dass Maria wie jedes Mädchen damals im Haushalt mithilft. Außerdem hat sie vielleicht auch ein bisschen Angst vor der Hexenverfolgung. In Frankfurt ist es zwar nicht so schlimm wie in anderen Gegenden. Aber das kann sich ja jederzeit ändern. Maria muss also ihre Raupen verstecken und heimlich malen. Aber der neue Mann der Mutter hilft ihr dabei. Er ist selbst ein Künstler und bringt Maria zeichnen und das Anfertigen von Kupferstichen bei. Das ist natürlich sehr praktisch.

Maria Sibylla Merian, 1679, Löwenzahnblüte aus Der Raupen wundersame Verwandlung und Blumennahrung

Im 17. Jahrhundert gibt es nämlich noch keine Kameras oder Handys. Die Menschen müssen jedes Bild mit der Hand malen. Wenn ein Forscher oder Entdecker die Tiere, Menschen und Landschaften zeigen will, die er gesehen hat, muss er sie abmalen. Die Zeichnungen bringt er dann zu einem Kupferstecher, der das Bild mit einer Art Nagel in eine Kupferplatte ritzt, die als Druckvorlage dient. Natürlich sind die Drucke schwarz-weiß und müssen noch von Hand bunt ausgemalt werden. Forscher sind damals oft gleichzeitig auch Künstler, und ein ganzes Buch mit vielen Bildern ist ein echtes Kunstwerk.

Kupferstichplatte mit Werkzeug, Bild: (c) Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek

Wie man es damals von einer Frau erwartet, heiratet Maria Merian, zieht mit ihrem Mann nach Nürnberg und bekommt zwei Kinder. Das Leben als Frau ist nicht einfach. Zwar wird auch in Nürnberg nur selten eine Frau als Hexen verurteilt. Aber es kommt schon vor. Und viele Menschen finden Maria Merian komisch, nur weil sie als Frau eigene Interessen hat. So lange sie ihre Hausarbeit nicht vernachlässigt, kann sie nebenbei ein paar hübsche Bilder malen. Ölfarben darf sie aber nicht benutzen. Das ist in Nürnberg Männersache und für alle Frauen verboten. Aber Maria Merian will sowieso viel mehr. Sie möchte die Insekten nicht nur malen, sondern auch beobachten und ihre Verwandlungen studieren.

Ich glaube, Maria Merian ist ziemlich eigensinnig. Sie macht einfach nicht, was man von ihr erwartet, sondern das, was sie will und so wie sie es will. Egal, was andere dazu sagen. Sie lässt sie sich von ihrem Mann scheiden, nach 20 Ehejahren. Das ist damals ein Skandal. Aber das ist ihr eben egal. Sie zieht mit ihren beiden Kindern nach Amsterdam, malt Blumen, Vögel und Insekten, verkauft Zeichenartikel, liest viel und studiert die Sammlungen mit exotischen Tieren, die Reisende mitgebracht haben. Sie träumt davon, selbst in fremde Länder zu reisen und die Tiere in ihrer normalen Umgebung zu beobachten. Doch als Frau alleine zu reisen, ohne die Begleitung eines Mannes, das ist damals undenkbar. Zudem ist sie keine allgemein anerkannte Forscherin, auch wenn viele Wissenschaftler ihre Bilder gut finden. Niemand würde ihr Geld für so eine Reise geben. Aber sie ist stur und lässt sich nicht einfach von ihren Träumen abhalten.

Maria Sibylla Merian zwischen 1701 und 1705, Spinnen, Ameisen und Kolibri auf einem Ast der Guave

Also ist die einzige Möglichkeit, die Reise selbst zu bezahlen. Die Planung braucht Zeit und ist ziemlich teuer. Maria Merian muss alles verkaufen, was sie hat. Aber das tut sie. Sie ist mittlerweile 52 Jahre alt, fast eine Oma, als sie zusammen mit ihrer jüngsten Tochter ein Handelsschiff besteigt, das sie an die Ostküste Südamerikas bringt, in die niederländische Kolonie Surinam.

Maria Merian, 1705 aus Metamorphosis insectorum Surinamensium

Bei fürchterlicher Hitze und geplagt von Moskitos schlagen sich die alte Maria Merian und ihre Tochter zusammen mit ein paar Sklaven durch den Dschungel. Von den einheimischen Indianern lernen sie die Namen und den Nutzen vieler Pflanzen. Sie malen tropische Blüten und Knospen, Reptilien, Spinnen und Insekten. Unermüdlich sammeln sie und konservieren Proben für die Heimat. Sie probieren gebratene Würmer und beobachten Menschen, Tiere und Pflanzen. Das ist bestimmt ein hartes Leben. Aber ich glaube, sie sind sehr glücklich. Dummerweise erkrankt Maria Merian nach anderthalb Jahren an Malaria. Das ist eine gefährliche Tropenkrankheit, die durch Moskitos übertragen wird. Sie hat keine Wahl. Sie muss ihre Arbeit abbrechen und nach Holland zurückfahren.

Maria Sibylla Merian 1705, aus Metamorphosis insectorum Surinamensium

In Amsterdam zeigt Maria Merian ihre gesammelten Objekte. Auf 60 Kupferplatten hält sie die schönsten Bilder fest, um sie in einem Buch zu veröffentlichen. Fast vier Jahre arbeitet sie an diesem Buch. Dann ist es endlich fertig. ,,Metamorphosis Insectorum Surinamensium", die Verwandlung der Insekten Surinams. Es ist das größte Werk ihres Lebens. Sogar Peter der Große, der Zar von Russland, kauft ein Exemplar. Die meisten Bücher sind nur schwarz-weiß, nur ein paar wenige haben Maria Merian und ihre Töchter bunt ausgemalt.

Das Surinam Buch von Maria Sibylla Merian Metamorphosis Insectorum Surinamensium

Den Rest ihres Lebens verbringt Maria Merian in Holland. Sie beobachtet Raupen und malt. 1717 stirbt sie im Alter von 69 Jahren.

Das Surinam-Buch ist immer noch ein Meisterwerk. Als der heutige Staat Surinam (oder Suriname) 1975 unabhängig wurde, bekam er eines der kostbaren Bücher von den Niederlanden als Geschenk.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen