Denkmal für Aristarchos von Samos, Aristoteles-Universität, Thessaloniki/Griechenland |
Über Aristarchos von Samos weiß
man nur wenig. Aber ich glaube, er war ziemlich genial. Er lebte etwa von 310 bis
230 vor Christus, also vor 2300 Jahren. Dem Namen nach kam er von Samos. Das
ist eine Insel in Griechenland. Vermutlich hat er einen Teil seines Lebens in
Alexandria verbracht. Das war damals eine griechische Siedlung im heutigen Ägypten, die
sich gerade zum Zentrum der Wissenschaft entwickelte. Überall wurde gebaut.
Eine Stadtmauer, viele Tempel, ein riesiger Leuchtturm, die größte
wissenschaftliche Bibliothek und das Museion, eine Art Universität. Viele Wissenschaftler kamen dort zusammen. Das war bestimmt eine sehr aufregende Zeit.
Aristarchos versuchte zu
berechnen, wie groß Mond und Sonne sind, und welchen Abstand sie zur Erde haben.
Das war eine ziemlich komplizierte Aufgabe. Er konnte sich damals ja nicht
einfach in ein Spaceshuttle setzen und das ganze Sonnensystem von außen
ausmessen.
Selbst heute kann man das nicht.
Das Sonnensystem ist nämlich so groß, dass die Raumsonden Voyager 1 und 2 den Rand noch nicht erreicht haben. Und die sind schon seit über 30 Jahren unterwegs.
Voyager, Bild: Nasa |
Also musste Aristarchos einen
anderen Weg finden. Er dachte vielleicht zunächst über Tag und Nacht nach.
Jedenfalls kam er auf die Idee, dass sich die Erde in 24 Stunden einmal um sich
selbst dreht. Für uns ist das heute klar. Aber damals waren solche Gedanken ziemlich neu.
Tag ist immer auf dem Teil der Erde, der gerade der Sonne zugewandt ist. Auf
der anderen Hälfe der Erde, die dann im Schatten liegt, ist Nacht.
Beim Mond ist es genauso.
Deswegen sehen wir ihn manchmal als Vollmond. Aber manchmal schauen wir genau
auf die Grenze zwischen der Tag- und der Nacht-Seite. Dann sehen wir den Mond als
Sichel.
Aristarchos schloss daraus, dass
bei Vollmond, Mond, Erde und Sonne ein rechtwinkliges Dreieck bilden, wobei der
rechte Winkel beim Mond liegt. Den Winkel am Punkt der Erde versuchte er abzuschätzen.
Das war ziemlich schlau von ihm. Mit der damals bekannten Mathematik konnte er
dann nämlich berechnen, wie lang die Seiten des Dreiecks waren. Und wenn man es
sich aufmalt, erkennt man, dass die Seiten einfach den Entfernungen entsprechen.
Bei Vollmond bilden Mond, Sonne und Erde ein rechtwinkliges Dreieck. (kein copyright) |
Leider verschätzte sich
Aristarchos beim Winkel ein bisschen. Deshalb nahm er an, dass die Sonne nur 20
mal so weit von der Erde entfernt ist wie der Mond. In echt ist sie 400 mal so
weit weg. Aber immerhin war die Idee gut.
Jetzt versuchte Aristarchos den
Durchmesser des Mondes zu bestimmen. Er überlegte, dass eine Mondfinsternis
dadurch entsteht, dass der Schatten der Erde den Mond verdeckt. Nach seinen
Berechnungen musste dann der Monddurchmesser etwa ein Drittel so groß sein wie
der der Erde. Das war schon ziemlich genau.
Abschrift von Aristarchos Aufzeichnungen |
Die Sonne schätzte er auf sieben mal so groß wie die Erde. Das war
zwar ein bisschen falsch. Denn die Sonne ist über 100 mal größer.
Aber Aristarchos hat erkannt, dass die Sonne so oder so viel, viel größer ist als die
Erde. Das war sehr wichtig. Denn
eigentlich ist es dann nur logisch, dass nicht die riesige Sonne um die kleine Erde
kreist, sondern umgekehrt. Und das sagte er auch.
Soweit wir wissen, war
Aristarchos damit der Erste, der erkannte, dass sich die Erde um die Sonne dreht.
Komischerweise nahm niemand ihn ernst. Einige Menschen wollten ihn sogar
wegen Ketzerei verurteilen lassen. Andere hielten ihn einfach nur für einen verrückten
Spinner. Tatsächlich kam ein paar hundert
Jahre NACH Aristarchos ein Mann namens Ptolemäus nach Alexandria und behauptete, dass die Erde
doch das Zentrum des Universums sei. Und alle glaubten ihm!!!
Ptolemäische Weltbild. Mond, Sonne und die Planeten kreisen um die Erde. |
Vielleicht wollten die Menschen
einfach im Zentrum des Universums leben. Oder sie fanden es komisch, dass sich
die Erde bewegen konnte, ohne dass sie einen Fahrtwind spürten. Jedenfalls
hielten sie an der Idee ziemlich lange fest.
Erst 1800 Jahre nach Aristarchos,
im Jahr 1543, veröffentlichte Nikolaus Kopernikus die alte Theorie erneut. Ihm glaubten zunächst auch nur wenige, aber nach und nach setzte sich die Theorie schließlich durch. Aristarchos hätte sich bestimmt darüber gefreut. Aber da
nur sehr wenige Menschen wussten, dass sich Kopernikus' Berechnungen auf Aristarchos Schriften bezogen, dachten alle, Kopernikus wäre der Entdecker des Sonnensystems. Das System mit der Sonne in der Mitte wurde daher "kopernikanisches Weltbild" genannt.
Kopernikanisches Weltbild, die Sonne steht im Zentrum des Sonnensystems. Grafik: Nasa |
Immerhin ist Aristarchos von
Samos nicht ganz vergessen worden. Die Nasa hat einen Krater auf dem Mond nach ihm benannt.
Der Mond, Aristarchus Krater oben links im Bild. Foto: Nasa |
Kopernikus hat übrigens auch
einen Krater bekommen. Aber den zeige ich hier nicht.
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