Statue von Leif Eriksson in Seattle, Foto: Steven Pavlov, 2009, cc-by-sa 3.0 http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Seattle%27s_Leif_Erikson_statue.jpg |
Leif wurde um das Jahr 970 vermutlich noch auf Island geboren. Erst nach der Verbannung seines Vaters zog er mit seinen Eltern nach Grönland. Seine Geschichte und die seiner Familie wird in den Vinland-Sagas beschrieben. Natürlich konnten die meisten Wikinger nicht schreiben oder lesen. Also haben sie sich alles, was wichtig war, gegenseitig erzählt. Die Eltern haben es den Kindern erzählt, die ihren Kindern und so weiter. Da kann es schon mal vorkommen, dass Kleinigkeiten vergessen oder verwechselt werden. Oder etwas anderes ein bisschen ausgeschmückt wurde. Aber es gibt Hinweise, dass die Geschichten nicht ganz erfunden sind. Denn sie handeln von der Besiedlung Islands, Grönlands und Vinlands. Es sind die Geschichten von Leif Eriksson, seinem Vater Erik der Rote und seinem Großvater, Thorvald Asvaldsson. Es sind die Sagen von der Besiedelung neuer Welten. Und dass die Wikinger früher oder später in Island, Grönland und Nordamerika gelandet sind, stimmt ja wirklich.
Die Wikinger müssen wirklich sehr mutige Menschen gewesen sein. In kleinen Holzbooten, mit Rudern und einem Segel, sind sie quer über den Atlantik gefahren. Ohne Kompass, ohne Dosenobst. Sie hatten Zelte und Schlafsäcke aus Leder dabei, in denen immer zwei Männer gemeinsam schlafen mussten. Es gab kein Klo. Man setzte sich auf die Reling. Und gekocht wurde auch nur, wenn sie gerade irgendwo anlegen konnten. Sonst gab es getrockneten Fisch oder Fleisch, Wasser, Bier und saure Milch.
Modell der Gokstad, ein berühmtes Wikinger Langschiff, Autor: Softeis cc-by-sa 2.5 http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gokstad-ship-model.jpg |
Wenn man den Vinland-Sagas glauben kann, wird Leif mit zwanzig oder dreißig Jahren zunächst zurück nach Norwegen geschickt, um in Trondheim von König Olaf Tryggvasson am Königshof aufgenommen zu werden. Dort glaubt man mittlerweile an Gott und Christus. Was die Wikinger davor geglaubt haben, ist nicht wirklich bekannt. Vermutlich gab es verschiedene Glaubensrichtungen. Viele haben so eine Art Orakel befragt, wenn sie etwas entscheiden mussten. Einige Namen verweisen auch auf die nordischen Götter Odin und Thor. Jedenfalls verlässt Leif Eriksson Norwegen als getaufter Christ mit dem Versprechen, seinen neuen Glauben nach Grönland zu tragen.
Auf dem Rückweg nach Grönland soll er neues Land entdeckt haben. Damit sind nicht die Färöer- oder die Shetland-Inseln gemeint. Die waren bekannt. Und Island hatte ja sein Großvater gerade erst entdeckt. Etwas anderes ist da aber nicht. Wenn er auf der Rückfahrt von Norwegen nach Grönland wirklich zufällig Nordamerika gesehen hat, muss er sich ziemlich verfahren haben.
Leif Erikssons Reise, kein copyright |
Oder aber es stimmt, was in einem anderen Teil der Sage steht. Nämlich, dass ein Kaufmann namens Bjarni Herjúlfsson in seinem Schiff vom Wind abgetrieben wurde und aus der Ferne die Küste Kanadas sah. An Land ging ist er nicht. Er hatte Angst vor dem, was ihn dort erwarten könnte. Immerhin war er ja Kaufmann und kein furchtloser Wikinger. Jedenfalls erzählte er den Menschen auf Grönland von dem unbekannten Land. Leif, dessen Vater und Großvater bereits Grönland und Island entdeckt haben, will vielleicht in ihre Fußstapfen treten und sucht auf dem Rückweg von Norwegen absichtlich nach der beschriebenen Küste. Dort trifft er überraschend zwei Landsmänner, die nach einem Schiffsunglück gestrandet sind. Leif nimmt sie auf seinem Schiff mit zurück nach Grönland.
Wenn man es ganz genau nimmt, haben eigentlich diese beiden gestrandeten Kaufleute als erste Europäer amerikanischen Boden betreten. Aber vielleicht zählen sie nicht, weil sie das Land nicht extra entdeckt oder zumindest ein bisschen erforscht haben.
Leif kehrt also nach Grönland zurück und berichtet von seinem Abenteuer. Wie er es König Olaf versprochen hat, bekehrt er ein paar Freunde und Verwandte zum christlichen Glauben. Seine Mutter baut auch gleich eine Kirche, sein Vater ist vom neuen Glauben weniger begeistert.
Aber dann will Leif Eriksson wieder los. In seinen Adern fließt eben das Entdeckerblut seiner Vorfahren. Der Sage nach, kauft er Bjarnis altes Holzschiff und heuert 35 mutige Freiwillige an, mit denen er sich aufmacht, die fremde Küste zu erkunden.
Zunächst landen sie irgendwo mitten im Eis. Da es damals keinen Kompass oder gute Seekarten gibt, sind die Orte aus der Sage natürlich nicht sehr genau bekannt. Der Beschreibung nach, muss Leif Eriksson zunächst sehr weit im Norden, irgendwo an der Atlantik-Küste Kanadas angekommen sein. Er nennt den neuen Ort Helluland, Steinland, weil das Eis wie eine große Steinplatte alles bedeckt. Danach versuchen es die Wikinger weiter südlich. Der zweite Stopp ist Markland, was vielleicht dem heutigen Labrador entspricht. Hier ist es schon schöner. Es gibt Wälder und Sandstrand. Bis auf die Sage gibt es keinen Beweis, dass Leif Eriksson mit seiner Crew wirklich dort war. Wahrscheinlich bleibt er auch nicht lange. Denn zwei Tage später erreicht er einen Ort, der ihm wie ein Schlaraffenland vorkommen muss. In den Flüssen schwimmen Lachse, die Wiesen sehen saftig aus. Es gibt Beeren, Getreide und vor allem Holz. Um das Jahr 1000 gibt es auf der Erde eine kurz Periode, wo es auch im Norden Kanadas ziemlich warm ist. Also nicht richtig heiß, aber warm genug, dass dort eben auch Wein wächst. Wahrscheinlich nennt Leif Eriksson diesen neuen Ort deshalb Vinland.
Nachgebautes Wikingerdorf in Neufundland, Foto: Dylan Kereluk, 2003 cc-by-sa 3.0 http://en.wikipedia.org/wiki/File:Authentic_Viking_recreation_crop2.jpg |
In Vinland verbringt Leif mit seiner Crew den Winter. Erst im Frühjahr fährt er zurück und überlässt es anderen, das neue Land zu besiedeln. Wieder soll er auf der Rückfahrt Schiffsbrüchige auflesen. Anscheinend war die Fahrt auf den Wikingerbooten damals ziemlich gefährlich. Auf jeden Fall verdient er sich den Titel "Leif, der Glückliche".
Was von den Sagen genau stimmt und was ein bisschen erfunden oder verändert wurde, ist schwierig zu sagen. Aber tatsächlich haben Archäologen in L'Anse Aux Meadows, im heutigen Neufundland, Teile einer alten Wikinger-Siedlung gefunden. Es war nur ein kleines Dorf mit etwa 11 Häusern und einer Schmiede, was auch nur für ein paar Jahre um das Jahr 1000 bewohnt war. Und das beweist ja, dass die Vinland-Sagas irgendwie doch stimmen. Leif Eriksson war da. Er und seine Wikinger haben Amerika fast 500 Jahre vor Kolumbus entdeckt.
Nur war Nordamerika schon seit mindestens 5000 Jahren besiedelt. Indianer und Eskimos, die von den großen Wikingern nur "Winzlinge" genannt wurde, schlugen die Wikinger vermutlich nach wenigen Jahren wieder zurück. Die Wikinger-Siedlungen wurden aufgegeben. Vielleicht wurde noch ein bisschen Handel getrieben. Letztendlich vergaßen die Europäer aber das Land im Westen, und Kolumbus konnte es noch einmal ganz neu entdecken.
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