Oles Blog über Entdecker und Helden


Hallo! Ich bin Ole, und das hier ist mein Blog.

Mission mit Schwein ist nämlich meine Geschichte. Die Geschichte, wie ich ein Held
geworden bin, zusammen mit meinen Freunden India und Patrick. Und natürlich mit Opa.
Ein Held zu werden, ist gar nicht einfach. Ich hätte es fast nicht geschafft. Aber Opa hat
mir immer aus unserem Lieblingsbuch vorgelesen, dem über die großen Entdecker. Daher
wusste ich, was mich erwartet. Bei so einem Abenteuer muss man echt mit allem rechnen.
Entdecker müssen furchtbare Qualen überstehen. Hunger, Durst und eingefrorene Zehen.
Und manchmal warten am Ende sogar Kannibalen auf sie.

Einige meiner Vorbilder stelle ich Euch hier vor. Schaut doch mal
rein und schreibt mir, was Ihr denkt.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch

Euer Ole

Dienstag, 5. März 2013

Sir Edmund Hillary auf dem Mount Everest

Der Mount Everest ist der höchste Berg der Welt. Er ist 8848 Meter hoch. Dort oben ist es eiskalt, -30 °C sogar im Sommer. Luft zum Atmen gibt es nur wenig, weil die Atmosphäre, die unsere Erde einhüllt, in dieser Höhe schon ziemlich dünn ist. In der Todeszone, in über 8000 Metern Höhe, kann ein Mensch nur wenige Tage überleben. Selbst wenn er sich nicht anstrengt, nichts tut, nur atmet. Trotzdem hat Edmund Hillary es geschafft. Er ist als erster Mensch ganz bis auf die Spitze gestiegen zusammen mit seinem Freund Tenzing Norgay.

Edmund Hillary um 1953, unbekannter Fotograf
Edmund Hillary hatte als Kind nie einen Berg gesehen. Er wurde 1919 in Neuseeland, einer Inselgruppe bei Australien, geboren und lebte direkt am Meer. Er war ziemlich klein und schmächtig. Kein Sportler, eher jemand der gerne Bücher las und von großen Abenteuern träumte. Aber als er 16 war, machte seine Klasse eine Fahrt zum Mount Ruapehu. Der war nur 2797 Meter hoch. Aber es war der erste Berg, den er bestieg, und es war das erste Mal, dass er echten Schnee sah. Mittlerweile war Edmund Hillary gewachsen, über 1,90 m war er groß, und er wusste, dass Bergsteigen sein Ding war.

Nach der Schule studierte er Mathe und Naturwissenschaften, aber er brach das Studium einfach ab. Bestimmt waren seine Eltern davon nicht so begeistert. Stattdessen wurde er Imker und züchtete Bienen wie sein Vater. Aber das war ziemlich praktisch. Denn wenn sich die Bienen im Winter in ihrem Stock einschlossen, konnte er in die Berge fahren.

Er bestieg alle möglichen Berge. In den Neuseeländischen Alpen gibt es ein paar, aber die sind nicht sehr hoch. Deswegen reiste Edmund Hillary in andere Länder. 1951 war er gerade in Nepal im Himalaya, dem höchsten Gebirge der Welt, unterwegs. Da hörte er, dass eine britische Expedition die Erlaubnis erhalten hatte, den Mount Everest auszukundschaften. Natürlich fragte er sofort nach, ob sie ihn mitnehmen würden. Zweimal reiste er mit ihnen zusammen zum Mount Everest, nur um den Berg besser kennenzulernen. Erst beim dritten Mal, 1953, wollten sie ihn endlich bis zur Spitze besteigen.

Mount Everest, Foto: Kerem Barut 2004, CC-BY-SA 2.5 Generic

Aber bis dahin war es ein weiter und ziemlich anstrengender Weg. Wenn man so hoch klettert, muss man den Körper langsam an die Höhe gewöhnen. Man steigt ein paar hundert Meter, errichtet ein Lager und wartet. Tagelang, wochenlang. So lange, bis der Körper mehr rote Blutköperchen produziert hat, so dass mit jedem Atemzug der wenige Sauerstoff optimal im Blut aufgenommen wird. Er dann geht es ein paar hundert Meter weiter zum nächsten Lager. Das letzte Lager liegt auf 7900 Metern, gerade unterhalb der Todeszone.

Das Leben im Lager stelle ich mir todlangweilig vor. Man hockt nur rum und kann nichts tun. Vielleicht kommen ab und zu Leute von einem niedrigeren Lager und bringen neue Vorräte. Aber sonst passiert nichts. Die Menschen sitzen in ihren Zelten und warten. Auf ihre roten Blutkörperchen, auf gutes Wetter, auf Nachrichten aus dem Radio. Zu Essen gibt es nur Ekelfraß. Sardinenkekse und Pemmikan. Das ist getrocknetes Fleisch in Fett, das in geschmolzenem Schnee gekocht wird. Man bekommt kaum Luft. Alle husten, vor allem nachts. Der Wind pfeift. Es ist eiskalt. Was nicht einfrieren soll, muss man im Schlafsack halten. Wer nachts aufs Klo muss, kann entweder in eine Flasche pieseln oder er muss raus in die Dunkelheit und aufpassen, dass er nicht versehentlich abstürzt, denn das Lager steht direkt an einem steilen Abhang. 

Schließlich geht es für ein kleines Team weiter. Der Expeditionsleiter entscheidet, wer den Aufstieg zum Gipfel versuchen darf. Edmund Hillary ist zunächst nicht dabei. Er war ja Neuseeländer und kein Brite. Die beiden Briten haben aber Pech. Hundert Meter vor dem Gipfel müssen sie umkehren. Sie sind so erschöpft, dass sie es nur mit Mühe zurück ins Lager schaffen. Einer fällt vornüber in den Schnee und kann er nur noch krabbeln. Für Edmund Hillary ist es die Chance. Jetzt ist er dran, zusammen mit Tenzing Norgay.

Edmund Hillary & Tenzing Norgay 1953
Autor: Jamling Tenzing Norgay, http://www.tenzing-norgay-trekking.de
GNU free documentation license version 1.2

Tenzing Norgay ist ein Sherpa. Die Sherpa sind ein Volk in Nepal. Sie sind das Leben in den hohen Bergen gewohnt und wurden als Träger angeheuert, um für die europäischen Expeditionsteilnehmer die Ausrüstung zu schleppen. Aber Tenzing will mehr als nur schleppen. Außerdem hat er Edmund Hillary schon einmal das Leben gerettet, als Hillary beim Klettern plötzlich in einen Abgrund stürzte. Nur weil Norgay blitzschnell seinen Eispickel festrammte und das Seil darum wickelte, hat Hillary überlebt.

Am 27. Mai 1953 ist es soweit. Hillary und Tenzing wollen am nächsten Morgen aus dem Lager auf 7900 Metern Höhe aufbrechen. Sie planen 600 Meter weiter oben ein letztes Lager errichten. Sechs Träger sollen ihnen mit der Ausrüstung helfen. Das Zelt, die Schlafsäcke, Sauerstoff-Flaschen, alles muss hoch geschafft werden. Aber zwei Sherpas sind krank. Von der extremen Höhe erschöpft, mit Bronchitis und schlimmen Bauchschmerzen liegen sie im Zelt und können sich kaum bewegen. Das heißt, dass ihr Gepäck auf die anderen verteilt wird. 28 Kilo muss jetzt jeder schleppen. Das ist nicht mehr als ein kleines Kind. Aber bei dieser Höhe und im Schnee und Eis, bedeutet so viel Gepäck eine unglaubliche Anstrengung.

28. Mai 1953. Endlich auf 8500 Metern angekommen, haben Hillary und Norgay ein neues Problem. Sie haben eine dicke Flasche Sauerstoff dabei, um nachts besser atmen zu können, finden aber den Adapter nicht, um die Flasche anzuschließen. Außerdem können sie ihr Zelt kaum im Eis verankern. Der Wind bläst die ganze Nacht so heftig, dass sie Angst haben, mitsamt dem Zelt in den Abgrund geweht zu werden. Es ist eiskalt, trotz langer Wollunterhosen und drei Paar Handschuhen übereinander frieren sie in ihren Schlafsäcken.

29. Mai, vier Uhr morgens. Das Wetter ist schön. Es ist -27°C warm. Perfekt für die letzte Etappe, das letzte Stück zum Gipfel. Dummerweise sind Hillarys Stiefel zu Eis gefroren. Er hätte sie besser über Nacht im Schlafsack gelassen. Aber jetzt ist es zu spät. Zwei Stunden verlieren sie, weil Hillary die Stiefel mühsam über einem Kocher auftauen muss. Erst um 6.30 Uhr brechen sie auf. Sie tragen Gletscherbrillen gegen die grelle, vom Schnee reflektierte Sonne und Atemmasken. Aber der Sauerstoff wird knapp. Sie dürfen trotz aller Anstrengung nicht zu viel verbrauchen.

Um 9.00 Uhr erreichen sie den Südgipfel. Nur noch 100 Höhenmeter liegen vor ihnen, insgesamt etwa 350 Meter Luftlinie bis zum höchsten Ort der Welt. Aber das heißt nichts. So weit hatten es die beiden Briten ja auch schon geschafft. Es ist bitter kalt. So kalt, dass der Speichel in den Atemmasken gefriert. Der Weg ist irre anstrengend. Mit ihren Eispickeln müssen sie für jeden Schritt Stufen in das Eis schlagen. Hillarys Arme tun ihm weh. Trotzdem will er nicht aufgeben.

11.30 Uhr. Am Ziel! Sie haben den Gipfel des Mount Everest erreicht. Sie stehen als erste Menschen auf dem höchsten Punkt der Erde. Zweieinhalb Stunden haben sie für die letzten 100 Höhenmeter gebraucht. Ich glaube, ich würde schreien. Oder feiern. Erwachsene stoßen doch immer mit Sekt an. Das geht natürlich nicht. Der wäre ja gefroren. Wodka ginge vielleicht. Aber den hatten sie wohl nicht dabei. Stattdessen, gönnen sie sich nur 15 Minuten Pause und genießen die gigantische Aussicht. Mehr nicht. All die Strapazen, die Wochen in den Lagern. Alles nur für 15 Minuten. Tenzing Norgay vergräbt etwas Schokolade und ein paar Süßigkeiten für die Götter, die dort oben sein sollen. Das glauben die Sherpas. Edmund Hillary macht ein Foto. Nur ein einziges. Zum Beweis für die anderen. Dann geht es wieder zurück.

Die Nachricht erreicht England an dem Tag, als Elizabeth II zur Königin gekrönt wird. Die meisten Menschen haben noch keinen Fernseher. Also sitzen sie vor ihren Radios, um nichts von der Zeremonie zu verpassen. Sogar Edmund Hillary hört vom Lager aus zu. Da unterbricht der Radiosprecher seinen Bericht für einen kurzen Moment und erzählt allen Hörern, dass der höchste Berg der Welt bezwungen wurde. Erst in diesem Moment wird Edmund Hillary klar, dass er es wirklich geschafft hat. Wenn das britische Radio das behauptet, dann muss es ja stimmen.


Edmund Hillary auf dem Cover der National Geograpic Mai 2003
& einer neuseeländischen 50 Cent-Briefmarke, zusammen mit Tenzing Norgay auf der 1$-Briefmarke

Edmund Hillary wurde über Nacht ein Held. Er wurde bekannt, als der erste Mensch, der den Mount Everest bestieg. Aber das stimmt so natürlich gar nicht. Erstens war er nicht allein da oben, sondern zusammen mit Tenzing Norgay. Und niemand weiß, wer von den beiden als erster auf der Spitze angekommen ist. Hillary sagte immer, sie hätten es gemeinsam geschafft. Außerdem wären sie nie dort oben angekommen ohne die Hilfe der Mannschaft. Fast 400 Menschen waren an der Erstbesteigung beteiligt. Die meisten waren keine Bergsteiger, sondern Träger. Trotzdem ist auf den meisten Abbildungen immer nur Edmund Hillary zu sehen. Vielleicht liegt das daran, dass es ziemlich schwierig wäre 400 Gesichter auf eine Briefmarke zu drucken.
Neuseeländische 5$-Note, Edmund Hillary vor dem Aoraki

Übrigens ist auf dem Neuseeländischen 5$-Schein ein Bild von Edmund Hillary vor einem Berg. Aber nicht vor dem Mount Everest. Er wollte unbedingt vor dem Aoraki, dem höchsten Berg seines eigenen Landes, gezeigt werden. Edmund Hillary hat in seinem Leben eben viel mehr gemacht, als nur den Everest zu besteigen. Er war auch am Südpol und am Nordpol. Er hat sich für die Sherpas in Nepal eingesetzt, dort Krankenhäuser und Schulen gebaut. Er hat Bücher geschrieben und zusammen mit seiner ersten Frau drei Kinder bekommen. Vielleicht fand er, dass die Besteigung des Mount Everest gar nicht das Wichtigste in seinem Leben war.

Foto: Graeme Mulholland um 2006, CC-BY-SA 2.0 Generic


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