Thomas Baker wurde am 6. Februar 1832 in England geboren. Er war erst 27 Jahre alt, als er auf eine Reise zu den Fidschi Inseln geschickt wurde. Dort sollte Baker als Missionar arbeiten und den
Eingeborenen (so nannte man früher die Menschen in fremden Ländern) von
Gott erzählen.
Thomas Baker um 1860, unbekannter Fotograf, National Library of Australia, nla.pic-an22981958-v |
Die Fidschi-Inseln liegen mitten im Pazifik, zwischen Australien und Südamerika. Es sieht dort aus wie auf einer Postkarte. Mit Sandstränden und blauem Wasser. Damals gab es natürlich keine Flugzeuge wie heute. Thomas Baker und seine Frau waren einen ganzen Monat lang per Schiff
unterwegs. Und das war bestimmt kein bequemes Kreuzfahrtschiff, sonder irgendein klappriger Kasten. Wahrscheinlich waren sie nach der langen Seefahrt froh, endlich anzukommen und es war ihnen egal, wie schön die Palmen dort aussahen.
Yalobi Bay, Waya Island/Fiji, Foto: Doron, CC-BY-SA 3.0 |
Ob sie sich dort wohl gefühlt haben, weiß ich nicht. Vielleicht hatten sie fürchterliches Heimweh. Denn auf den Fidschi-Inseln war alles ganz anders als zuhause in England. Die Palmen, das Wetter und auch das Essen. Selbst die Menschen sahen anders aus. Sie hatten dunklere Haut. Und sie trugen keine langen Hosen, Hemden, Jacken oder Kleider wie die Leute in England. Das wäre bestimmt viel zu heiß gewesen. Die Menschen auf den Fidschis trugen einfache Röcke aus Bananenblättern. Und obenrum waren sie nackt, sogar die Frauen.
Sechs Jahre lang ging aber alles gut. Thomas Baker und seine Frau wohnten auf Viti Levu, der größten Insel der Fidschis. Sie lebten aber nicht am Strand, sondern irgendwo in einer Hütte in den Bergen. Das Dorf hieß Nabutautau. Sie bekamen Kinder und erzählten den Menschen von Gott.
Fidschi Dorf Navala in den Nausori Highlands, Foto: Merbabu, 2000 GNU Free Documentation License Version 1.2 |
Aber dann passierte es. Niemand weiß ganz genau, wie es dazu kam. Vermutlich trug der Häuptling der Eingeborenen einen Hut von Thomas Baker oder den Kamm seiner Frau in seinem Haar oder so. Jedenfalls versuchte Thomas Baker den Häuptling am Kopf zu berühren. Ich glaube, er wollte sich einfach seinen Hut zurücknehmen. Nur wusste Thomas Baker leider nicht, dass es auf den Fidschis unvorstellbar schlimm war, den Kopf oder die Haare eines Mannes, noch dazu eines Häuptlings, zu berühren. Es war die allerschlimmste Beleidigung.
Da war es den Fidschi-Bewohnern egal, dass Thomas Baker und seine Familie schon so lange bei ihnen wohnten. Vielleicht waren sie sowieso schon von ihnen genervt, den komischen Engländern mit ihren zugeschnürten Kleidern und strengen Regeln.
Jedenfalls nahmen die Eingeborenen eine Axt, und Thomas Baker endete in ihrem Kochtopf. Sie aßen ihn tatsächlich komplett auf. Mit Haut und Haaren. Sogar seine Stiefel wollten sie essen. Die Sohlen waren aber zu hart. Deswegen sind sie das einzige, was von Thomas Baker überlebt hat. Aber versucht haben sie es. Angeblich kann man an den Sohlen noch die Zahnabdrücke sehen.
Thomas Bakers Schuhsohlen & seine Bibel, Fiji Museum in Suva |
Die angebissenen Schuhsohlen und Thomas Bakers Bibel kann man heute im Museum in Suva, der Hauptstadt von Fidschi, anschauen. Auch die Axt soll es noch irgendwo geben. Aber das finde ich ziemlich ekelig.
Thomas Baker war der einzige Weiße, der jemals auf den Fidschis von Eingeborenen verspeist wurde. Heute tut das den Menschen dort leid. Deshalb haben sich die Bewohner von Nubutautau 2003 mit einer großen Feier bei den Ur-Urenkeln von Thomas Baker entschuldigt und ihnen zur Wiedergutmachung eine geschlachtete Kuh geschenkt.
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